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Blaufärberei

Blaufärberei

„Weißes Gold“

In Europa waren indische Baumwollstoffe mit gedruckten Mustern in leuchtenden, waschechten Farben beliebt und lösten eine Modewelle aus. Durch Betriebsspionage gelang es, diese Textilien in Europa nachzuahmen. Allerorten entstanden in Deutschland Blaufärbereien. Diese verarbeiteten anfänglich vor allem Leinenstoffe. Im 19. Jahrhundert wurden Baumwollstoffe immer beliebter und günstiger. Die Nachfrage nach Leinen ging zeitgleich zurück.

Vor der Kolonialzeit waren Südasien, Zentralamerika und Ostafrika die weltweiten Zentren des Baumwollanbaus. Um am Baumwollhandel mit zu verdienen, brachten Europäer die Pflanzen nach Nord- und Südamerika. Dort bauten versklavte Menschen auf Plantagen unter grausamen Bedingungen das „weiße Gold“ an. Die Händler nutzten die Gewinne, um die Textilindustrie in Europa aufzubauen. Um 1900 war die deutsche Textilindustrie die drittgrößte der Welt.

Seit 1888 gab es systematische Versuche, den Bedarf an Baumwolle aus deutschen Kolonien zu decken. In Togo etwa wollte die Kolonialverwaltung die Baumwollproduktion steigern, indem sie die ansässigen Bauern immer stärker unter Druck setzte. Diese verkauften ursprünglich lieber an einheimische Textilhandwerker, die besser zahlten. Die Importe aus den deutschen Kolonien deckten nie mehr als 0,5 Prozent des deutschen Bedarfs an Baumwolle.

Die Abbildung einer Baumwollpflanze stammt aus dem Werk „Die Nutzpflanzen unserer Kolonien“ von 1909. Das Buch beschreibt nicht nur die Pflanze allgemein. Es erörtert auch, wo in den Kolonien ein Anbau denkbar wäre, um den Rohstoffbedarf der deutschen Wirtschaft zu decken.

Hintergrundwissen

In Togo bauten deutsche Kolonialisten Versuchsplantagen auf. Ihre ersten Anbauversuche scheiterten unter anderem daran, dass sich die Verantwortlichen in ihrer Überheblichkeit nicht an den Erfahrungen der lokalen Bauern orientierten. Die Kolonialverwaltung in Togo versuchte, die Baumwollproduktion für den Export zu steigern, indem sie die ansässigen Bauern dazu animierte, mehr anzubauen. Doch diese scheuten das Risiko neue Baumwollfelder anzulegen, denn die von der Verwaltung garantierten Preise für Rohbaumwolle reichten nicht, um das Risiko des wirtschaftlichen Scheiterns abzudecken.

Achatschleife

„Afrikastoffe“

Die 1805 gegründete Hagener Textilwarenfabrik Moritz Ribbert baute in der Zeit des deutschen Kolonialismus Handelskontakte nach Afrika auf. Als „Göcke & Sohn AG“ entwickelte sie sich nach 1945 zum „Spezialunternehmen für Kolonialdrucke“. Die Fabrik druckte ungeniert kongolesische Motive originalgetreu nach und brachte diese Industriestoffe billig auf den Markt. So verdrängte sie die handwerklichen Textilproduzenten im Kongo. Nicht nur im Kongo, sondern überall auf dem afrikanischen Kontinent gab es eine reiche, hochentwickelte handwerkliche Textilproduktion. Je nach Region bevorzugten die Menschen andere Muster, Farben und Materialien.

Auswahl von „Afrikastoffen“
Göcke & Sohn AG; 2. Hälfte 20. Jahrhundert
Baumwolle; Musterabschnitte
Verein für Orts- und Heimatkunde Hohenlimburg

Und heute?

Junge afrikanische Modedesigner:innen beginnen die traditionelle Ästhetik neu zu interpretieren. Mal verwegen, mal rebellisch, mal spielerisch – sie mischen in ihren Entwürfen Tradition und Moderne und schaffen es damit, weltweit Aufmerksamkeit zu erregen und der Textilindustrie neue Impulse zu geben. Diese arbeitet bisher vor allem für den Binnenmarkt.

Wachsdruckstoffe mit farbenprächtigen, kreativen Motiven haben in vielen afrikanischen Ländern eine lange Tradition. Viele dieser Baumwollstoffe werden aber noch heute nicht in Afrika, sondern in den Niederlanden designt und produziert. Doch es ändert sich etwas.

Mehr ...

Die Bauern in Togo bekamen um 1900 von einheimische Textilhandwerkern bis zu 50 Pfennig pro Pfund gereinigter Baumwolle. Von den deutschen Kolonialisten erhielten sie dagegen nur 25 bis 30 Pfennig.

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