Schreinerei
Edelholz aus dem Regenwald
Zu Beginn der deutschen Kolonialzeit um 1884 bestand für tropische Hölzer im Möbelbau eigentlich kein großer Bedarf. Die zeitgemäßen Wohnungseinrichtungen im Stil des Historismus entstanden aus einheimischen Hölzern wie Eiche und Nussbaum. Zum beliebten „altdeutschen Stil“ passte Holz aus den Tropen nicht.
Das Werk „Die gesamte Möbelschreinerei“ führte dennoch bereits 1902 neben 45 europäischen Holzarten immerhin 39 Hölzer als die „meist gebräuchlichen überseeischen“ auf. Zu diesem Zeitpunkt war über deren Eigenschaften nur wenig bekannt, auch die botanische Bestimmung war vielfach noch nicht gelungen. Hölzer aus Übersee kamen fast ausschließlich unbearbeitet in den Handel. Sie wurden abgeholzt und als Stamm oder Block vor allem nach London, Liverpool und Hamburg verschifft. In Europa begann dann die Weiterverarbeitung zu Planken, Bohlen und Furnieren.
Im Zuge der Überlegungen, wie die Natur der deutschen Kolonien ausgebeutet werden konnte, gerieten auch die Baumbestände Afrikas in den Blick. Da echtes Mahagoni in den deutschen Kolonien nicht wuchs, richtete sich ersatzweise das Interesse auf einen Baum, der als „Afrikanisches Mahagoni“ bezeichnet wurde.
Mahagonistämme wurden zum Transport in große Blöcke gesägt. Der Weg zu den Häfen war mühsam. Wo das Bild aus dem Bildarchiv der Deutschen Kolonialgesellschaft aufgenommen wurde, ist unbekannt.
Hintergrundwissen
Verschiedene Arten von Mahagonibäumen wachsen vor allem in Mittelamerika, aber auch in Asien und Afrika. Sie lieferten Holz in unterschiedlichen Formen und Härten. Bereits um 1600 nutzten die Spanier es zum Bootsbau, seit den 1720er-Jahren kam das rötlich-braune Holz in größeren Mengen nach Großbritannien. Es stieg zum Modeholz auf und wurde schließlich zu einem sehr gesuchten Werkstoff. 1907 galt es als das wertvollste afrikanische Nutzholz. Besonders in den Hansestädten, die sich an England orientierten, gehörten Möbel aus Mahagoni seit Anfang des 19. Jahrhunderts zum guten Stil.
Hartes Holz
Ein Beispiel für den Einsatz von Mahagoni: Hier entstand ein stabiler Kasten aus dem Tropenholz, um ein wertvolles Mess-Instrument zu schützen. Ein Nivelliergerät ist eine wichtige Hilfe zum Vermessen von Land. Der kleine Kasten machte den Transport auf Vermessungstouren handlich.
Bei der Wahl des Materials kamen die den Schreinern bekannten Vorteile des Holzes zum Tragen. Mahagoni ist ziemlich fest, verzieht sich nicht leicht und wird auch von Schädlingen kaum angegriffen. Handwerker in afrikanischen Kulturen kannten die besonderen Eigenschaften des „afrikanischen“ Mahagonis ebenfalls und setzten es gezielt ein. Zum Teil bis heute verarbeiten sie das harte Holz etwa zu Skulpturen und Masken, aber auch zu Haushaltsgegenständen, die besonders lange halten sollen oder sehr beansprucht werden wie beispielsweise Mörser. Auch beim Bau von Kanus wird das Material genutzt. Die Rinde dient darüber hinaus medizinischen Zwecken.
Nivellier-Instrument in Mahagoni-Aufbewahrungskasten
Hersteller unbekannt, England; 1. Hälfte 19. Jahrhundert
Stadt- und Industriemuseum, Rüsselsheim am Main, Inv.-Nr. 03134b
Und heute?
Mahagonibäume wachsen in tropischen Wäldern meist weit voneinander entfernt. Zum Abholzen werden jeweils sehr lange Schneisen durch den Wald geschlagen. Dadurch geht viel Waldfläche verloren, die auf natürlichem Weg auch nicht wieder aufgeforstet werden kann. Da es kaum noch Bestände in den Wäldern gibt, wird Mahagoni inzwischen auf Plantagen angebaut. Sie gelten als „grüne Wüsten“, da es sich um einen monokulturellen Anbau handelt, aus dem kein funktionierendes Ökosystem entsteht.
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