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Tabakfabrik

Tabakfabrik

Hinter dem „Hauch“

Der Hauch kubanischer „Exotik“, der europäischen Raucher:innen Genuss versprach, ist verbunden mit der Geschichte und der Arbeit von versklavten, aus Afrika zwangsweise in die spanische Kolonie verschleppten Menschen.

Tabak war darüber hinaus Teil kolonialer Verflechtungen zwischen europäischen Kolonien in der Karibik und deutschen Kolonien in Asien und Afrika. In Afrika setzten ihn deutsche Handelshäuser vor allem als Währung für kleinere Geschäfte ein. Die Anhänger der Kolonialbewegung forcierten Versuche, in deutschen Kolonien Tabak anzubauen. Diese waren nicht besonders erfolgreich. Nord- und Südamerika blieben lange Zeit die wichtigsten Anbauländer für Tabak. Von dort bezog auch die Firma Herbermann, die unsere Tabakfabrik betrieb, ihre Rohstoffe.

Wie bei allen Produkten aus den Kolonien fand die Wertschöpfung in Europa statt.

Tabakfirmen versahen Zigarrenkisten vielfach mit Bildern, die die Bewohner:innen der Kolonien als untergeordnet darstellten. Hier überreicht ein Schwarzer Mann unterwürfig und scheinbar freiwillig ein goldenes Schiff, das für erfolgreichen Handel und Wohlstand steht, an eine Weiße Person. Sie symbolisiert die koloniale Schifffahrt und wird von Allegorien von Handel und Wissenschaft begleitet.

Hintergrundwissen

Unter den in deutschen Kolonien mit dem Versuch, Tabak anzubauen gescheiterten Investoren war der aus Bielefeld stammende Unternehmer Hermann Friedrich Upmann (1816 – 1894). Er gründete 1888 mit anderen die "Tabakbau-Gesellschaft Kamerun" und 1897 die "Westafrikanische Pflanzungsgesellschaft Bibundi". Erfolgreicher war Upmann mit seinen Investitionen in Kuba, bis 1898 spanische Kolonie. Dort eröffnete er 1844 eine Zigarrenfabrik, die mit der Marke „H. Upmann“ zu den ältesten Zigarrenmarken der Welt gehört.

Achatschleife

Stereotype Tabakwerbung

Mit dieser als „Tabak-Indianer“ bekannten Darstellung warb die Firma Herbermann auf Verpackungen Anfang des 19. Jahrhunderts für ihren Tabak „Feiner Portorico“. 

Britische Tabakfabrikanten  und –händler verwendeten solche Bilder bereits seit dem 17. Jahrhundert, um auf sich aufmerksam zu machen. Es handelt sich um afrikanisch-indigene Figuren mit dunkler Haut, die mit Federschmuck und Tabakblättern versehen wurden. Damit verbanden sich zwei Stereotype: Zum einen das der indigenen Völker Amerikas, die die Europäer:innen mit dem Tabak bekanntgemacht hatten. Zum anderen das der Schwarzen Afrikaner:innen, die Tabak auf Plantagen anbauten. Später entwickelte sich aus diesen Bildern der „Tabakmohr“ als Werbemittel vieler Tabakfirmen.

Verpackungsmaterial für „Feinen Portorico“ der Firma G. Jos. Herbermann
unbekannte Druckerei; um 1840
LWL-Freilichtmuseum Hagen

Und heute?

Der Handel mit Waren wie Tabak etablierte Handelsstrukturen, die noch heute zum ökonomischen Nachteil von Staaten, die Kolonien waren, beitragen. Während die westlichen Konzerne hohe Profite erzielen, reicht der Lohn für die Arbeiterinnen und Arbeiter oft kaum zum Leben. Und der deutsche Staat verdient an der Tabaksteuer kräftig mit.

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